Zum alljährlichen Grünkohl-Essen hatte der Ruderverein Lüdinghausen eingeladen. Anstatt der obligatorischen Wanderung zum Bootshaus fand dieses Mal vor dem gemeinsamen Essen die Taufe eines neuen Bootes statt. Getreu dem Motto "Gut Ding will Weile haben", gab Taufpatin Heidi Richter dem Gig-Vierer den Namen "Gutding".

Jedes Jahr lädt der Ruderverein Lüdinghausen seine Mitglieder, Freund und Förderer Ende Januar/Anfang Februar zum Grünkohl-Essen in Bootshaus ein. Dabei treffen sich die Freunde des Wintergemüses üblicherweise zunächst gegen 16:30 Uhr am Hotel zur Post, um von dort eine Wanderung zu ihrem Vereinsheim an der Alten Fahrt zu unternehmen. Mit derart erlaufenem Appetit wird dann gegen 18 Uhr aufgetischt. Doch dieses Jahr fiel die Wanderung aus. Grund war ein lang erwarteter neuer Gig-Vierer, der nun endlich im Besitzt des RVLH ist und vor dem Grünkohl-Essen getauft werden sollte. Dazu trafen sich die Ruderer bereits um 16 Uhr an der Steganlage des Vereinsheims. Hier war das neue Boot mit eingelegten neuen Skulls aufgebockt.

Nachdem der Gig-Vierer von den Ruderern fachmännisch inspiziert worden war, reflektierte der 1. Vorsitzende Christoph Marxen den langen Werdegang, der zu dieser Neuanschaffung führte: Eine Spende von Heidi Richter im Frühjahr 2018 brachte den Stein ins Rollen. Diese wollte der Verein aber nicht in seinem Haushalt versickern lassen. Stattdessen stand im Mai nach Beratschlagungen im Vorstand fest, dass ein neuer Gig-Vierer gekauft werden soll. Offen war allerdings noch, wie das Boot ausgestattet sein sollte und wie die Gesamtfinanzierung erfolgen kann. Über den Sommer wurden mehrere Angebote eingeholt. Nach einigen Diskussionen fiel die Wahl auf einen Gig-Vierer der niederländischen Werft Wiersma. Diese ist dem Verein nicht unbekannt. – Besitzt er doch bereits zwei Boote aus dieser Werft. Außerdem konnte im Juli 2017 bei einer Wanderfahrt in Amsterdam ein Gig-Vierer des Herstellers quasi Probe gerudert werden. Das zu bestellende Boot sollte mit Fußsteuer und Stemmbrett-Schnellverstellern ausgerüstet und in einer halb geschlossenen Bauweise gefertigt sein. Zusätzlich soll es fürs Riemen-Rudern umgeriggert werden können und einen eigenen Satz Skulls bekommen. So ausgestattet wäre das Boot vielseitig einsetzbar: Neben dem gewöhnlichen Ruderbetrieb auf dem heimischen Kanal, mit oder ohne zusätzlichen Steuermann, kann es auch von ambitionierten Breitensportlern auf anspruchsvollen Regatten wie dem Rheinmarathon oder der Jugend auf Schülerregatten eingesetzt werden. Unter diesen Voraussetzungen konnte der Förderverein des RVLH seine finanzielle Beteiligung genauso bestätigen wie der Sparclub, der auf seiner Jahreshauptversammlung im November 2018 seinen Beitrag an dem neuen Boot beschloss.

Im Dezember 2018 ging dann die Bestellung an die Werft raus. Schon damals war aber mit einer Lieferzeit von sechs bis acht Monaten zu rechnen. In freudiger Erwartung das Boot nach den Sommerferien 2019 in Empfang nehmen zu können, wurden die Lüdinghausen von den Niederländern jedoch auf den Spätherbst vertröstet. Es gab Probleme mit Zulieferungen, so dass sich die Fertigung verzögere. Erst im Dezember letzten Jahres konnte dann eine kleine Delegation den neuen Vierer von Heerenveen in die Steverstadt überführen. Leider musste festgestellt werden, dass der neue Stolz des Vereins ohne das beauftrage Fußsteuer gefertigt wurde. Dieser Mangel wird aber durch einen Vertreter des Bootsbauers vor Ort behoben werden und steht dem Einsatz des Gigs auf dem Dortmund-Ems-Kanal nicht im Wege.

Aus dem langen Werdegang – von der initialen Spende bis zur Ankunft am Bootshaus sowie dass es noch nicht ganz "fertig" ist, aber auch aus den an das Boot gestellten Erwartungen, leitet sich sein Name ab: "Gutding" (will Weile haben). Nachdem Heidi Richter die Taufe vollzogen hatte, konnte bei zwar windigem, aber trockenem Wetter das Boot noch zu Wasser gelassen werden. So drehten Christoph Marxen, Martin Thier (Vorsitzender "Freunde und Förderer"), Björn Geiping (Vorsitzender Sparclub), Christian Rohman und Steuerfrau Cläre Oberhaus noch eine kleine Runde auf der Alten Fahrt.

Im Anschluss versammelte sich die Taufgemeinschaft im Bootshaus und nahm das Grünkohl-Mahl ein. Mehr als 30 Mitglieder wurden von dem Kochduo "Martin & Martin" verköstigt, das unterstützt von einem Helfer-Team bereits morgens mit der Zubereitung des Kohls begonnen hatte. Mit kräftigem Beifall wurden die Kochkünste gewürdigt, bevor der Abend in gemütlicher Runde ausklang.